Ach Port(o)ugal, du hast mein Herz <3

Sommer `23 – intensiv, pure Endorphine, wenig Schlaf (daher auch viel löslichen Kaffee), viel getanzt, Gefühlsachterbahnen, gesurft, Sonne getankt, viel am Meer, Espresso Martini, Pastel de nata- addiction (besonders die mit Nutella), (an)gebrochener Ellenbogen, wunderschöne Sonnenuntergänge, viel gelacht & irgendwann heimisch gefühlt <3 / „einfach herrlich“

„Ich geh nächsten Sommer nach Portugal und arbeite in einem Surfcamp“, jedes Mal als ich es jemandem erzählt habe hat es sich so unrealistisch und weit weg angefühlt und dann war plötzlich der 26.6 und ich saß im Flugzeug- voller Vorfreude, mit kribbeln im Bauch und einer kurzen Millisekunde Zweifel ob ich mir das denn wirklich gut überlegt hatte. Aber jetzt gabs kein zurück mehr, also mal wieder raus aus meiner comfort zone und go. „Stay wild“ eben, ganz nach meinem Motto.

Ich kam erst spät abends im Loft an und wurde direkt von 2 Crewgirls herzlich empfangen. Mit „Ich hab uns 2 Flaschen Wein besorgt“, wurde ich begrüßt – wie ihr euch denken könnt waren sie mir sofort sympathisch 😀 Wir bestellten Pizza und tranken Vino auf dem Balkon, quatschten viel, lernten uns kennen und es matchte sofort.

Die erste Woche war passend zum Gruppennamen „sweet & salty“ (aka Versuchskaninchen) – ein Mix aus Einkaufsmarathons bis hin zu wir wollen die Stadt kennenlernen, aber ja auch unbedingt ans Meer und surfen. Der Besitzer des „Chinaladens“ (wie wir ihn liebevoll nannten) unseres Vertrauens aka „Ramsch-laden“ kannte uns bald schon mit Vornamen, weil wir dort so gut wie alles kauften (Volleyball, Karten, Ladekabel, Nagelschere, Tupperdosen, Bierpongbecher (alles was man eben so braucht) und die bestinvestiertesten 18 Euro für die beiden Einkaufstrollis die uns den ganzen Sommer den Arsch gerettet haben 😀 (Ich frag mich selbst wie die so lange durchgehalten haben 😀 )

Die erste Zeit war nervenaufreibend, zum Glück groovten wir uns als Team sehr schnell ein und mussten manchmal beim kochen gar nicht mehr viel reden, weil wir uns auch ohne Worte verstanden und gut als Team harmoniert haben. Mit einem Glas Vino und guter Musik schneiden sich die 8 Paprikas auch erstaunlicherweise leichter ;D Wir hatten richtige Wochensongs die wir rauf und runter gehört haben. Am Anfang waren es „Alemania“, „ich glaub ich will heut nicht mehr gehen“, „genauso“ von Bausa, „blau“ von Sido und natürlich ein absoluter Muss „GAS GAS GAS“ DER Rage-cage-Song. Übrigens kann ich glaube ich im Rage cage und Bierpong jetzt auch bei Meisterschaften mitmachen, es wollte irgendwann keiner mehr neben mir stehen beim rage cage (weiß jetzt nicht ob ich darauf stolz sein sollte 😀 )

Neben den zahlreichen Bierpong Turnieren, Karaokeabenden, PubCrawls und Kochmarathons fand ich meine neue Leidenschaft, das wofür ich ja eigentlich auch da war (na gut für „n bisschen“ feiern natürlich auch)- SURFEN <3 Dieses Gefühl wenn du eine wirklich nice Welle erwischt hast, irgendwie aufgestanden bist ohne direkt wieder zu stürzen und dich irgendwie auf dem Brett halten konntest – unbeschreiblich. Was ich am meisten bei diesem Sport gelernt habe ist es Geduld zu haben und es immer und immer wieder zu versuchen. Auch wenn die Strömung dich wegtreibt oder du eine „Waschmaschine“ (wenn du komplett durchs Wasser gedreht wirst und du 3 Liter Salzwasser schluckst 😀 ) nach der nächsten hast, wenn du 10 Wellen anpaddelst sie aber einfach immer knapp nicht bekommst – keep going. Bei mir hats 8 Wochen gedauert bis die Surflehrer mir einen Daumen hoch im Wasser gezeigt haben (das war für mich ein großes Kompliment 😀 ). Nach der Session gabs sogar noch ein „good progress Jacki“ und ich wusste now i`m in. Mein 2. Learning war, wie kraftvoll die Natur ist, wie spannend es ist wie Wellen entstehen, wie durch verschiedene Winde und den Gezeiten ein Strand sich in Stunden komplett verändern kann und wie unterschiedlich die Wellen an verschiedenen Tagen sein können. Natur kann man nicht planen, aber das ist irgendwie auch das spannende an dem Sport, mein weiß nie genau wie die Bedingungen sind bis man nicht selbst im Wasser war. Aber wie heißt es so schön go with the flow, einfach mal treiben lassen, „schauen wa mal was wird“ . Das Gefühl nach einer geilen Welle kann man nicht beschreiben, das muss man selbst fühlen und erleben. Ich fragte einen Teilnehmer im Wasser „beschreib Surfen für dich in einem Wort“ und er war erstmal sprachlos, für mich ist es Freiheit und Frieden. Nichts beschreibt es für mich treffender. Im Wasser war ich 100% präsent, nur in dem Moment, hab die Sonne im Gesicht gespurt (manchmal auch den Regen) und konnte alles andere für ne Weile vergessen. Ich musste mich manchmal selbst kurz kneifen dass das mein Leben war, das ich da jetzt einfach wohne und das alles erleben darf. An einem wunderschönen Strand gerade surfen lerne, umgeben von offenen, tollen Menschen in einem so wundervollen Land. Mir fehlt es jetzt schon, dieses Lebensgefühl. Surfen ist für mich nicht nur ein Sport, es ist so viel mehr. Die Endorphine danach, das Gefühl sich körperlich ausgepowert zu haben, den Blickkontakt zu anderen um sich gegenseitig zu feiern, das Surferzeichen Shaka um anderen zu signalisieren „geil Mann, geile Welle, ich habs gesehen und feier dich“ (übrigens mein neues Tattoo<3). Während ich meine Zeilen hier so tippe kribbelt es mir buchstäblich in den Händen, leider gibt es am Elbstrand nicht die Möglichkeit surfen zu gehen 😀 Mal sehen wann und wo ich das nächste Mal surfen gehe, hoffentlich sehr bald (wenn mein Ellenbogen, den ich mir übrigens in meiner Geburtstagsnacht (an)gebrochen habe dann wieder mitmacht.) – würde jetzt gerne eine coole Surfstory dazu erzählen, aber leider muss ich zugeben dass es nicht die schlaueste Idee war mit Adiletten bei Regen feiern zu gehen, nachdem man ein Portweintasting gemacht hat- sos 😀 geschweige denn dazu kann ich einen Aufenthalt in der Notaufnahme in portugiesischen Krankenhäusern (ohne Akku, ohne Wasser, müde, kalt und hungrig) auch nicht wärmstens empfehlen 😀 (ich glaub ich hab n Trauma) sos 2.0

Die letzten 3 Monate haben sich echt wie 3 Wochen angefühlt. Hab so viel erlebt, so viele Menschen kennengelernt (einfach mal knapp 200), tolle Gespräche geführt und gelacht bis ich Bauchweh hatte. Ich hab getanzt bis meine Füße wehtaten, bin um 3 Uhr nachts noch ungeschminkt spontan in den Club gefahren, weil sich der Abend eben so entwickelt hatte. Bin mit einer Stunde Schlaf morgens surfen gegangen (und es lief sogar ganz gut, vielleicht weil ich dann nicht so viel nachgedacht habe und evtl. noch n bisschen betrunken war 😀 ) Bin oben ohne schwimmen gegangen, weil wir plötzlich fast alleine am Strand waren und sich das Wetter noch in Sonne und blauer Himmel umentschieden hat, bin mit meiner Schwester gemeinsam eine Welle gesurft und wir haben uns dabei abgeklatscht, allgemein meine Family + Toni die mich alle besucht haben (nur Liebe), ein Ausflug ins „little Venedig“ nach Aveiro, als ich mit meinem Roomie Lena an unserem ersten „freien“ Tag nach 5 Wochen in Braga spontan aufgrund eines Staus bei einem Openair gelandet bin, mit Feuerwerk, 2 geilen Djs & nicen Drinks. Ich hab das Leben gefeiert, immer wieder. Meine Abenteuerlust gelebt. Meinen Durst nach neuen Erlebnissen gestillt. Aber oft waren es die kleinen Momente, wenn der Lidl Verkäufer dir zuwinkt, wenn du auf dem Flohmarkt wiedererkannt wirst von der Frau die dir letztes mal ihren bunten Rock verkauft hat, nice Gespräche mit Uberfahrern, der Bäckereiverkäufer der sich immer noch fragt wer diese 40 Brötchen immer isst die ich jeden Morgen bei ihm gekauft habe 😀 das erste Mal Austern zu essen, die Crew vom Pubcrawl die mich immer herzlich umarmt hat und wusste mit Jackis Gästen ist heute wieder „GAS GAS GAS“ (was wir auch gerne mal durch die ganze Barstraße geschrien haben), das warm up (aka Workout 😀 ) vorm surfen was ich anfangs öfter geleitet habe, die Ruhe wenn alle im Loft noch schliefen und wir als Crew erstmal mit n Kaffee und ner schönen Aussicht in den Morgen starteten, viele Male wie wir aus dem Kochen ne Küchenparty gemacht haben und laut mitgesungen und getanzt haben, mal ein anderer Wein oder Sangria für uns als Crew (weil der Lidl Wein nach 10 Wochen echt irgendwann reudig war;D), beim Sunsetsurf alleine noch im Wasser gewesen zu sein -weil es zu schön war um rauszugehen und weil man eben „noch eine gute“ Welle surfen wollte, der Barbesitzer der mich wiedererkannt hat und unserer Gruppe einfach 2 Karaffen Sangria geschenkt hat. Allgemein die Menschen, jeder Einzelne. Diese Leichtigkeit mit der die Portugiesen durchs Leben gehen (außer beim Autofahren 😀 ). „Calma Calma“ (mein Pole Pole aus Zanzi) – bedeutet so viel wie „alles ganz entspannt“ – lieben wir. Zu meiner nicht vorhandenen deutschen Eigenschaft dem pünktlich sein, kommt mir dieser Lifestyle sehr gelegen (sorry an dieser Stelle an alle meine Liebsten 😀 , Isi nimmt mittlerweile schon automatisch eine Bahn später 😀 ).

Die Portugiesen starten morgens erstmal ganz entspannt in einem Café mit einem Espresso (für 80 Cent) in den Tag – herrlich. Ich vermiss selbst die älteren Opis die sich im Park vorm Loft immer zum Karten spielen getroffen haben. Die zu kurzen Kassenbänder im pingo Supermarkt (wie soll gefühlt ein halber Meter reichen?), für 22 Leute zu kochen (ich glaube ich werd die ersten Male bestimmt viel zu viel kochen (Lauri freu dich, bleibt genug für dich übrig :D), Gespräche mit Marie bis spät in die Nacht um das alles irgendwie gemeinsam zu verarbeiten und dafür noch weniger Schlaf in kauf zu nehmen, unsere Insider und wie wir gegenseitig unsere Sätze übernommen haben: „Passt eh“, „ist einfach n Vibe“, „Dings halt“, „das sind Probleme von morgen“ und „einfach herrlich“ – waren unsere Standardsätze. Vermiss sehr Pastel de nata (der Back-Kurs mit Papa zählt auch zu einem meiner Highlights). Habe glücklicherweise heute durch Zufall welche bei einer Bäckerei in Hamburg gefunden (aber da hatte ich schon n Franzbrötchen in der Tüte, first things first sag ich nur). Aber werde die Pastel hier ganz bald mal testen, ein bisschen Portugal vibes (hab am Flughafen auch noch ne 6er Packung gekauft, aber die ist natürlich schon leer).

Kanns kaum abwarten meine Einwegkamera abzugeben und die Fotos zu sehen. Reels mit meinen Highlights zu erstellen (freut euch schonmal auf den Späm) um sie mir dann selbst 100x anzuschauen, in Erinnerungen zu schwelgen und nochmal kurz zu realisieren wie crazy mein Sommer war. Ich will dieses Lebensgefühl mehr übernehmen, an Dinge gelassener rangehen & mir viele happy Momente kreieren. Hab beim Vanlife mit Toni nochmal gemerkt wie wenig man eigentlich zum Glücklichsein braucht. Kaffee am Morgen mit ner schönen Aussicht, Musik, ein gutes Buch, eine Pancakemischung und eine nice Begleitung an deiner Seite 11/10 <3

Ich bin unendlich dankbar für die Erfahrung, manchmal muss man einfach mutig sein und seinem Herzen folgen. Die 10 Wochen waren intensiv in vielen Bereichen. Manchmal blieb keine Zeit dafür alle Momente zu verarbeiten, weil dann schon 20 neue Leute vor einem standen und man wieder mit „und wie heißt ihr und was macht ihr so“ angefangen ist. Ich weiß nicht wie viele „Lenas“ und „Lauras“ ich jetzt in meinem Handy gespeichert habe :D. Mittwochs war immer Wechseltag, die einen sind abgereist und die anderen angekommen, manchmal gar nicht so easy zu verarbeiten und ehrlich gesagt auch teilweise schwierig sich immer wieder sofort auf neue Menschen einzulassen. Mit dem einen warst du gerade noch einen Kaffee trinken bevor es zum Flughafen ging, während du schon das Uber für einen ankommenden Gast bestellt hast und im Kopf schon überlegt hast ob wir nochmal zum Supermarkt müssen. Jeder der mich kennt weiß dass ich ja auch nicht nur Halbgas gebe, sondern eher 110%, damit alle happy sind. Wenig Zeit für sich, wenig Schlaf, viel gefeiert, viel Verantwortung als Teamleitung und immer präsent zu sein verlangt einem manchmal viel ab und das Energielevel ist dann vielleicht auch nicht mehr ganz hoch. Aber wenn du von Gästen dann Sätze wie „es war die schönste Woche die ich je hatte“, „ich bin so dankbar euch kennengelernt zu haben“ und „die tolle Reise und ihr werdet mir lange in Erinnerung bleiben“ hörst, dann wusste ich warum ich dort war. Weil ich es liebe umgeben von Menschen zu sein. Jede der 10 Wochen war unterschiedlich, aber jede auf ihre Weise wunderschön und besonders. Mein Herz ist voll. Voller unvergesslicher Momente, voller Liebe und voller Dankbarkeit. Danke an jeden Einzelnen den ich kennenlernen durfte, Danke dass ihr meinen Sommer 2023 zu etwas ganz besonderem gemacht habt und ich davon irgendwann mal meinen Enkeln erzählen werde – „damals im Surfcamp in Porto..“ <3

Ach Hamburg, what a warm welcome <3

Seit gestern bin ich wieder im (tatsächlich aktuell sonnigen) Hamburg, ich war richtig aufgeregt und hab auch dann erst realisiert wie sehr ich es vermisst hab, die kleinen Dinge: meinen Espresso, meinen Roomie Lauri (die mich mit Blumen und neuem Schlüsselanhänger am Bahnhof überrascht hat, nachdem mich mein Dad morgens in GT am Bahnhof auch schon überrascht hatte<3), Franzbrötchen mit Streuseln, mein Palettenbett, mein Verein & mein Team, meine Spicegirls und ganz besonders meine all time fav +1 aka Chili und bessere Hälfte <3 (sorry not sorry für alle anderen, es herrscht Brandgefahr, wir sind wieder grob fahrlässig zusammen in Hamburg unterwegs, passt auf eure Kinder auf 😀 )

Happy sunday, xoxo & nur Liebe <3

One thought on “Ach Port(o)ugal, du hast mein Herz <3

  1. Das ist der schönste Beitrag, den ich je in meinem Leben gelesen habe. Jeder Satz hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und ich habe mich gefühlt als wäre ich dabei gewesen <3 ! Toller Text ! Tolle Frau !

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